Simone Vogt
HABSBURG – DYNASTISCHE MACHT IN GOLD GEPRÄGT
(aus: Haymann, Florian/Kötz, Stefan/Müseler, Wilhelm (Hg.): Runde Geschichte : Europa in 99 Münz-Episoden, Oppenheim am Rhein 2020, S. 205-207).
Während in der Regel ein Monarch als Prägeherr nur sein eigenes Porträt auf die Vorderseite einer Münze prägen lässt, zeigt dieses 5 Dukaten-Stück gleich drei Porträts. Hintereinander gestaffelt sind die Bildnisse dreier aufeinanderfolgender Kaiser des Heiligen Römischen Reiches aus dem Hause Habsburg abgebildet. Vorn ist der älteste zu sehen: Maximilian I. (1493-1519). Seinem offiziellen Bildnis entsprechend trägt er als einziger keinen Bart und schulterlanges Haar sowie einen Fellmantel. Dahinter sind Karl V. (1519-1556) und ganz hinten Ferdinand I. (1556-1564) im Harnisch abgebildet. Die Umschrift lautet MAXI(milianus) I CARO(lus) V ET FERD(inandus) D(ei) G(ratia) ROM(anorum) CAES(ares) REG(es) HISP(aniae). Es sind also die Namen der drei Kaiser angegeben, von Gottes Gnaden römische Kaiser und Könige von Spanien. Sie tragen alle drei eine Mitrenkrone sowie den Orden vom Golden Vlies an der Kette.
Auf die Rückseite des 5-Dukaten-Stückes ist der Doppeladler mit kastilisch-österreichischem Brustschild geprägt. Die Umschrift setzt die Aufzählung der Herrschaftsgebiete auf der Vorderseite fort. Beginnend mit einer Blüte oben in der Mitte ist sie zu lesen als HUNG(ariae) BO(hemiae) DAL(matiae) CRO(atiae) ZC (=und) ARCHID(uces) AVST(riae) DV(ces) BVRG(undiae), also Ungarn, Böhmen, Dalmatien und Kroatien. Außerdem werden die Abgebildeten als Erzherzöge von Österreich und Herzöge von Burgund tituliert.
Seit 1559 waren ungarische Dukaten die hauptsächlichen Goldmünzen im Römisch-deutschen Reich. Dabei entsprachen zwei Taler einem Dukaten. Über den Gegenwert weiß man nur wenig, so zum Beispiel dass am Anfang des 17. Jahrhunderts ein Kellner einen Taler als Wochenlohn erhielt. Während man bei den Talern und vielleicht auch bei den einfachen Dukaten davon ausgehen kann, dass sie mehr oder weniger geläufige Zahlungsmittel waren, ist das bei den mehrfachen Dukaten aufgrund ihres hohen Wertes wohl kaum der Fall. Vielmehr muss man davon ausgehen, dass sie als Belohnung oder Geschenk an verdiente Untertanen und militärische Funktionsträger verliehen wurden. Solche Donative gab es schon in der römischen Kaiserzeit, sind aber auch typisch für das Zeitalter des Barock. Schaumünze ist eine weitere verbreitete Bezeichnung für diese Prägungen.
Münzen mit der Abbildung gleich dreier Herrscher sind selten. Daher ist für diese Prägungen der Name Dreikaisertaler oder Dreikaiserprägung als Rufname entstanden. Sie kommen als Taler, Mehrfachtaler, 5-, 6- 10- oder 15-fache Dukaten vor. Es wurden ausschließlich Maximilian I. , Karl V. und Ferdinand I. auf diesen Münzen wiedergegeben, wobei als Prägeherr natürlich nur der jüngste der drei, also Ferdinand I. in Betracht kommt, oder einer der Nachfolger. Tatsächlich kann diese Frage nicht mit Sicherheit beantwortet werden, denn auf fast keinem der Stücke ist das Prägejahr angegeben. Lediglich auf einem Dreikaisertaler im Wiener Münzkabinett steht das Jahr 1590, was auf einen späteren Kaiser, nämlich Rudolf II. (1576-1612) als Auftraggeber schließen lässt. Für ihn spricht ein weiteres Argument: Die drei Kaiser tragen alle eine Mitrenkrone, bei der es sich um genau die Mitrenkrone handeln könnte, die Rudolf 1602 in Prag in Auftrag gab und die noch heute existiert. Sie imitiert die Form einer Bischofsmütze und verweist somit auf das Gottgnadentum der habsburgischen Herrschaft. Demnach müssten die Dreikaiserprägungen mit der Mitrenkrone nach 1602 entstanden sein. Dass die früheren Herrscher, diese Krone noch gar nicht getragen haben konnten, spielt dabei keine Rolle. Es gibt aber auch einen guten Grund den Nachfolger Rudolfs, nämlich Kaiser Matthias (1612-1619), als Münzherren anzunehmen: Manche der Taler und Dukaten zeigen die drei Kaiser als Rückseite während auf der Vorderseite Matthias porträtiert ist. Bei diesen Stücken ist somit eindeutig, dass sie zu seiner Regierungszeit entstanden sein müssen. Daraus folgt, dass die Dreikaisermünzen wohl zunächst unter Rudolf und weiterhin unter Matthias geprägt wurden, wobei wir nicht feststellen können, welcher der beiden Herrscher die undatierten Dukaten in Auftrag gab und aus welchem Anlass.
Man kann hingegen Vermutungen anstellen über die Gründe für die Auswahl gerader dieser Vorgänger für das Dreikaiserporträt, denn es handelt sich ja nicht um die drei einzigen Habsburger Kaiser, die Rudolf II. vorangingen. Maximilian I. dehnte durch geschickte Heiratspolitik das Habsburger Einflussgebiet umfassend aus, so zum Beispiel um Burgund und die Niederlande, und begründete auch dadurch die europäische Großmacht. Auf ihn trifft besonders das berühmte Motto zu: „Bella gerant alii, tu felix Austria, nube“, also “Kriege führen andere, Du, glückliches Austria, heiratest.” Das habsburgische Netzwerk in Europa entwickelte sich unter Karl V. weiter, der schon 1517 König von Spanien wurde, bevor er 1519 die habsburgischen Erblande übernahm und ein Jahr später Römischer Kaiser wurde. Mit der Eroberung amerikanischer Territorien herrschte er später über ein Weltreich, das erstmals auch Gebiete jenseits des Atlantiks einbezog. Das machte Karl V. zu einem der größten Herrscher auf dem europäischen Kontinent. Weil aber dieses Großreich allein nicht regiert werden konnte, überließ Karl Österreich seinem jüngeren Bruder Ferdinand I. (1521/22), der somit die österreichische Linie der Familie begründete. Und später gab Karl V. die spanische Krone an seinen Sohn Philipp II. (1556). Ferdinand beerbte seinen Bruder auch als Kaiser, nachdem dieser 1556 abgedankt hatte. Er war bereits durch Erbschaft über seine Frau 1527 König von Böhmen und Ungarn geworden.
Die Dreikaiserprägungen bilden somit drei der bedeutsamsten Habsburger Kaiser ab. Diese drei waren es, welche die unerreichte Vormachtstellung der Habsburger Dynastie im Europa der Frühen Neuzeit begründeten und Teile Mitteleuropas im Rahmen ihrer Herrschaft miteinander verknüpften. Wenn Rudolf II. oder Matthias sich genau auf diese Kaiser bezog, dann natürlich, um auf die dynastische Größe zu verweisen und sich dort anzuschließen. Besonders Matthias hatte Grund sich zu legitimieren und die dynastische Herleitung seiner Herrschaft zu betonen. Denn Matthias entmachtete seinen älteren Bruder Rudolf Schritt für Schritt, weil dieser angeblich geistig krank und regierungsunfähig war. Die anderen gemeinsamen Brüder unterstützten Matthias in diesem Bruderzwist und wählten ihn zum Oberhaupt der Habsburger. Sie versuchten, Rudolf zum Abdanken zu bringen, was jedoch nicht gelang. Nur die Königsherrschaft über Österreich, Ungarn und Mähren konnte Matthias Rudolf abringen. Kaiser wurde Matthias erst nach Rudolfs Tod.
Zum Weiterlesen
- Rudolf Voglhuber, Taler und Schaultaler des Erzhauses Habsburg (Frankfurt a. M. 1971) 152 Nr. 120 Typ II.
- Hans A. Dietiker, Böhmen. Katalog der Habsburger Münzen 1526 bis 1887 (München 1979) 188 Nr. 552.
- Ivo Halačka, Mince zemı́ koruny české: 1526 – 1856 (1987)., https://www.habsburger.net/de (letzter Zugriff 19.02.2019).
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