ANTIKE MÜNZEN IM UNTERRICHT
Sie sind Lehrkraft an einer Schule und die Online-Ausstellung hat Ihr Interesse an der Einbindung von Münzen in den Unterricht geweckt? Oder Sie spielen gar schon länger mit dem Gedanken, eine ganze Sammlung für solche Zwecke aufzubauen? Wir möchten Ihnen hier noch ein paar gute Gründe und Anregungen für die Einbindung der Sachquelle (antike) „Münze“ in Bildungsformaten nennen und hoffen, Sie fühlen sich dadurch ermutigt beziehungsweise bestärkt, entsprechende Unterrichtsformate zu gestalten!
Geld regiert die Welt. Diese Redensart trifft heute ebenso zu wie schon bei den alten Römern. Daraus ergeben sich bereits zwei gute Pro-Argumente für den Einsatz von Münzen im schulischen Unterricht. Zum einen: Der in Kerncurricula oder je nach Bundesland ähnlich betitelten Leitlinien geforderte „Lebensweltbezug“ liegt sogleich auf der Hand. Zu anderen: Es gibt wenige Themen, die in einem Längsschnitt so vielfältig und ertragreich aufbereitet werden können und das gilt nicht nur für den Geschichtsunterricht! Ein paar Beispiele gefällig? Erste Formen des Handels vom ersten gegenständlichen Warenaustausch bis zu den Münzprägungen der Antike. Münzbilder als Ausdruck von nationaler Identitätenbildung im langen 19. Jahrhundert. Inflationswährung in der Weimarer Republik und das Nachdenken über horrende Summen auf wertlosem Papier. Die Einführung der „geliebten“ D-Mark und das westdeutsche Wirtschaftswunder sowie ihre Abschaffung zugunsten einer europaweit einheitlichen Währung. Das Hin- und Herschieben visueller Ziffern in Zeiten von PayPal und Online-Banking.
Wirtschaftliche, politische, kulturgeschichtliche, aber auch soziale oder künstlerisch- ästhetische Betrachtungsweisen und vieles mehr sind denkbar. Die Themenkomplexe, in die Schülerinnen und Schüler während ihrer Schulzeit einsteigen, können durch aktuell noch randständig eingesetzte Sachquellen wie Münzen deutlich bereichert werden. Junge Menschen profitieren enorm von der haptischen Komponente und ihr Interesse wird eher angeregt, weil durch die angenommene Authentizität zugleich Emotionen angesprochen werden. Münzen kann man anfassen und von beiden Seiten genau betrachten und dabei unter Umständen imaginieren, wie schon ein Römer sein Brot und seinen Wein damit bezahlte. Nebenbei ergeben sich hier mit der facettenreichen Bildsprache und reduzierten Schriftanteilen auch neue Möglichkeiten für Schülerinnen und Schüler mit geringerer Lese- und Sprachkompetenz.
Die Schülerinnen und Schüler werden sozusagen selbst zu Forscherinnen und Forschern und steigern dabei gleichzeitig ihre Methodenkompetenz. Stellen Sie sich einmal vor, Sie bringen Münzen aus dem antiken Athen in die Klasse mit und lassen die Kinder (respektive jungen Erwachsenen) alters- und lerngruppenspezifisch zum Beispiel über deren Herkunft und Verwendungsweise, technische Aspekte der Herstellung oder Motive tüfteln und recherchieren. Nicht viel anders gestaltet auch die Arbeit angesehener Numismatiker. Enorm wichtig ist – wie immer im multiperspektivischen Unterricht – sich nicht ausschließlich auf eine Quelle zu verlassen. In unserer Ausstellung boten sich gerade die Res Gestae als komparative Schriftquelle an. Sicherlich muss ein gewisser Zeitaufwand für die vorbereitende Planung und anschließende Durchführung einer numismatisch-geldgeschichtlichen Unterrichtsstunde kalkuliert werden. Ein Vorschlag hierfür wäre, Gruppenarbeit und Projektcharakter innerhalb eines sich über mehrere Stunden erstreckenden Rahmens anzuvisieren. Im Sinne der Handlungsorientierung könnten zum Beispiel zunächst unterschiedliche Münzen skizziert oder schraffiert werden, um sich deren Motiven zu nähern.
So weit, so gut. Es interessiert Sie allerdings wahrscheinlich noch brennend, wo denn nun solche Münzen, gerade aus den älteren Epochen, aufzutreiben sind und ob Sie überhaupt die finanziellen Mittel besitzen, die für einen Erwerb erforderlich wären. Daraus resultieren auch die stärksten Argumente gegen den Einsatz von Münzen in Lehr- und Lernkontexten. Es soll an dieser Stelle auch nicht bestritten werden, dass ein gezieltes Anlegen einer Münzsammlung ein zeitintensives und komplexes Unterfangen ist. Aber es muss ja auch nicht immer die echte Münze oder das begehrteste Sammlerstück sein – mittlerweile werden gute Replikate beispielsweise in Museumsshops angeboten. Um die oben beschriebenen Effekte zu erzielen, sind diese häufig vollkommen ausreichend. Ältere Schülerinnen und Schüler sind außerdem in der Lage, sich auch ohne die konkrete gegenständliche Quelle – beispielsweise anhand einer eingescannten Münzabbildung – mit dieser auseinanderzusetzen.
Zum Schluss bleibt noch zu sagen: Beziehen Sie in jedem Fall einen größeren Kreis ein! Sprechen Sie mit Kolleginnen und Kollegen, Schülerinnen und Schülern oder Eltern, tauschen Sie sich in Internetforen aus, stellen Sie Kontakte zu Museen oder Sammlervereinen in ihrer Nähe her und das Auffinden passender Stücke für den Unterricht wird ihnen leichter fallen und mehr Freude bereiten. Anbei finden Sie zwei Beispiele für didaktisches Material mit Bezug zu unserer Ausstellung, das Sie direkt einsetzen können: Ein Quiz mit Fragen zum Inhalt sowie eine Münze zum beschriften der einzelnen Bestandteile.
(Hannah Kortemeyer, Sophia Möller, Victoria Maaßmann)
Grüntgens, Max: Fachdidaktisches Essay: Gedanken und Überlegungen zum Einsatz numismatischer Quellen im Geschichtsunterricht, in: Skriptum 1 (2011), Nr. 2.
Hellberg, Florian / Staffa, Ines: Die “Zeitung der Antike”? Münzen im Anfangsunterricht. Mit Sachquellen die Rekonstruktionskompetenz fördern. https://www.school-scout.de/66838-die-zeitung-der-antike-muenzen-im-anfangsunterrich.
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