UMLAUFDAUER VON MÜNZEN

Nicht jedes Jahr und unter jedem Kaiser wurden gleich große Anteile an Münzen geprägt. In der Regel kennen wir das Prägedatum einer Münze sehr genau, die Dauer ihrer Umlaufszeit muß jedoch erschlossen werden. Hier helfen zunächst die Funde von historisch datierten Plätzen, wie am Beispiel der Asse der sogenannten 1. Lyoner Altarserie gezeigt werden kann.


As, der sogenannten 1. Lyoner Altarserie (Foto: Münzkabinett Göttingen)

Dies Asse gehören zu den augusteischen Massenemissionen und wurden in den Jahren zwischen 7 und 3/2 v.Chr. millionenfach geschlagen. Auf der Vorderseite zeigen sie das bekränzte Bildnis des Augustus mit der Umschrift CAESAR PONT(ifex) MAX(imus). Auf der Rückseite ist die Umfriedung des Altars für Roma und Augustus zu sehen, der von Säulen flankiert wird, auf denen Viktorien stehen und einen Kranz halten. Die Umschrift lautet ROM(ae) ET AVG(usto).

In Kalkriese beträgt der Anteil der 1. Lyoner Altarserie an den Aesprägungen knapp 65%. Im Grossen Lager in Vindonissa, welches 14 n.Chr. angelegt wurde, machen die Asse dieses Typs nur noch rund 20% des Bronzegeldes aus. In der flavischen Gründung Arae Flaviae (Rottweil) liegt ihr Anteil bei etwa 10%. Aus den Funden ist also ersichtlich, dass diese Aesmünze zu Beginn des ersten nachchristlichen Jahrhunderts den Kleingeldanteil dominierte. Ab dem zweiten Jahrzehnt ist sie immer noch im Umlauf vertreten, wenn auch ihr Anteil stetig abnimmt. Es muss aber bemerkt werden, dass allein Kalkriese einen Einblick in den Münzumlauf zu einem bestimmten Jahr ermöglicht. Die Funde von Vindonissa und Rottweil dokumentieren hingegen über das Datum ihrer Gründung nur den Beginn einer Entwicklung, über deren Verlauf wir nur unzureichend unterrichtet sind, da das Fundgut über einen längeren Zeitraum in den Boden gelangte.

Anteil der Asse der 1. Lyoner Altarserie in ausgewählten Fundorten (Grafik: U. Werz).

Die Dauer der Umlaufzeit kann mit Hilfe weiterer archäologisch datierter Funde erschlossen werden, wobei hier der Gefässkeramik besondere Bedeutung zukommt. Ebenso wie bei den Münzen handelt es nämlich um Massenware. Der vergleichsweise schnelle Wandel von Typen, Formen und Herstellungszentren erlaubt sehr genaue Datierungen innerhalb dieser Materialgattung. Finden sich nun etwa augusteische, flavische und traianische Münzen zusammen mit datierter Keramik des beginnenden 2. Jahrhunderts in einer ungestörten Schicht, so müssen diese gemeinsam in den Boden gelangt sein. Daraus kann dann geschlossen werden, dass augusteische Prägungen noch mit traianischen Münzen umlaufen konnten und somit immer noch Bestandteil der umlaufenden Münzmenge waren. Da aber in den einzelnen Schichten zumeist zu wenige Münzen enthalten sind, können aus den Funden keine Rückschlüsse auf den Anteil der einzelnen Prägungen im Umlauf gezogen werden. Es kann nur festgestellt werden, wann die Prägungen in den Boden gelangt sind. Leider liegen für Deutschland bislang nur sehr wenige publizierte Angaben für das gemeinsame Vorkommen von Keramik und Münzen innerhalb einzelner Schichten vor. Die meisten Daten stammen bislang aus der West – und Nordostschweiz; die größte Datenmenge ist aus Augusta Raurica überliefert.

Vergesellschaftung von Keramik und Assen der 1. Lyoner Altarserie (Grafik: U. Werz).


Die beiden Kurven der Grafik umfassen die Zeitspanne der Keramik, welche in der selben Schicht wie die Münzen der 1. Lyoner Altarserie gefunden wurde. Auf der x-Achse sind die Jahre und auf der y-Achse die Anzahl der Münzen eingetragen. Betrachtet werden soll hier die untere Kurve, welche den frühesten Zeitpunkt der Keramik beschreibt. Die weitaus meisten der 32 Stücke sind mit Keramik vergesellschaftet, deren früheste zeitliche Einordnung in die Mitte des 1. Jahrhunderts fällt. Sieben Stücke fallen in das dritte Viertel des 1. Jahrhunderts. Nur insgesamt vier Münzen sind in Schichten zusammen mit Keramik gefunden worden, die frühestens ab der Mitte des 2. Jahrhunderts datiert werden kann.
Damit wird klar, warum Münzen ohne die Vergesellschaftung mit anderen Funden immer nur einen terminus post quem liefern können. Eine Prägung des ersten Jahrhunderts kann also unter Umständen noch sehr lange im Umlauf sein. (uw)

< zurück zu Münze gefunden – was tun?
< zurück zu Fundmünzbearbeitung Niedersächsisches Landesamt für Denkmalpflege Hannover (FMNLD)

Print Friendly, PDF & Email